Darum sind Windkraftwerke keine Vogelkiller
Rotoren von Windkraftwerken können für Tiere gefährlich sein. Entgegen der öffentlichen Meinung sterben aber nur wenige Vögel durch Windkraftwerke.
Windkraftwerke sind derzeit ein heissdiskutiertes Thema. Und gewisse Vorurteile halten sich dabei hartnäckig. Dazu gehört die Meinung, dass jedes Jahr viele Vögel durch die Rotoren sterben. Doch sind Windkraftwerke tatsächlich nur gut für die Umwelt, aber schlecht für die Natur? Mit dieser Frage hat sich das Bundesamt für Energie beschäftigt. Es kommt zum Schluss: Nur sehr wenige Vögel sterben durch den Kontakt mit Rotoren.
Gemäss den Schätzungen des Bundesamtes für Energie werden in der Schweiz jährlich 36 Millionen Vögel durch Menschenhand oder menschliche Aktivitäten getötet. Die grössten Vogelkiller sind dabei andere Tiere. Denn rund 30 Millionen Vögel sterben durch Hauskatzen. 5 Millionen kollidieren an Glasfassaden, rund eine Million Vögel werden Opfer im Verkehr.
Rund 20 tote Vögel pro Anlage
Bei der Windenergie werde der Vogelschutz sehr genau genommen, kommt die Untersuchung zum Schluss. Denn für jedes Projekt müssen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung zahlreiche Prüfungen durchgeführt werden. Während des Betriebs müssen zudem Minderungs- und Kompensationsmassnahmen umgesetzt werden. Nationalrat François Pointet (GLP) wollte vor diesem Hintergrund vom Bundesrat wissen, warum es nicht auch für Glasfassaden eine solche Umweltverträglichkeitsprüfung braucht und wie viele Vögel tatsächlich mit Windenergieanlagen kollidieren – verglichen mit den Vogelopfern an Gebäuden, im Verkehr und durch Hauskatzen.
Der Bundesrat merkt in seiner Antwort an, dass die Gesamtzahl der menschenverursachten Vogelopfer nur geschätzt werden könne. Gemäss Schätzungen des Bundesamtes für Energie sterben bloss 20 Tiere pro Jahr und Windenergieanlage. Diese Zahl wurde von der Vogelwarte Schweiz anlässlich einer Studie im Windpark Peuchapatte erhoben.
Grösse nicht entscheidend
Im Rahmen der Studie wurde zudem festgestellt, dass am Standort im Jura weder Exemplare bedrohter Arten noch Greifvögel betroffen waren. Auch interessant: Die drei 2011 erstellten Windenergieanlagen verfügen über keinen Radar und werden beim Vogelzug nicht abgeschaltet. Während für Glasfassaden, an denen jährlich rund eine Million Vögel kollidieren, keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen ist, ist eine solche im Rahmen des Planungsverfahrens einer Windenergieanlage in der Schweiz Pflicht.
Ein weiteres hartnäckiges Vorurteil ist, dass grosse Rotorblätter für mehr Opfer unter den Tieren sorgen würden. Dabei kamen Forscher schon vor Jahren zum Schluss, dass vor allem der Standort, nicht aber der Umfang der Rotorblätter entscheidend ist.
Zudem arbeitet man an der Entwicklung von Systemen, die Windkraftanlagen beim Herannahen von besonders gefährdeten Vögeln automatisch abschalten. Die Wirkung solcher Systeme ist allerdings noch umstritten. Heute schon eingesetzt wird dagegen Software, die Rotoren bei bestimmten Wetterbedingungen, bei denen beispielsweise Fledermäuse bevorzugt fliegen, automatisch stoppen lässt.
Über den Author
Lukas Rüttimann ist Journalist, Copywriter und Storyteller. Er hat für zahlreiche Schweizer Zeitungen und Zeitschriften gearbeitet, in unterschiedlichen Funktionen vom Reporter bis zum Chefredaktor. Als Freelancer deckt er ein breites Spektrum ab, wobei ihm nachhaltige, soziale, kulturelle und wirtschaftliche Themen besonders am Herzen liegen. Lukas Rüttimann hat u.a. in den USA gelebt, wohnt und arbeitet heute aber von Zürich aus.