Gender Pay Gap – Wenn Frauen weniger wert sind
Einige denken, dass eine Frau im Beruf von weniger Wert sein soll als ein Mann. So entsteht der Gender Pay Gap. Frauen verdienen im Durchschnitt etwa 700 Franken im Monat weniger als Männer im gleichen Job. Wieso?
Von klein auf bilden wir eine Hierarchie, mit der wir einschätzen, welchen Wert wir an was zuordnen.
Diese Wertetabelle ist für jeden Menschen etwas ganz Persönliches. Sie sieht demzufolge auch bei allen ein wenig anders aus und ist immer situationsbezogen.
Wertehierarchien in der Berufswelt
Besonders bemerkbar machen sich diese Wertehierarchien momentan in der Berufswelt. Auch hier haben verschiedene Firmen verschiedene Werte, einige Positionen sind wichtiger als andere und die einzelnen Mitarbeitenden verdienen unterschiedliche Löhne. Das skurrile dabei: Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer, auch wenn sie den gleichen Beruf für gleich lange ausüben. Der sogenannte Gender Pay Gap ist entstanden.
Ausmasse des Gender Pay Gap
Laut dem Bundesamt für Statistik verdiente eine Frau in der Schweizer Berufswelt im Jahr 2020 brutto median etwa 11% weniger als ein Mann. Total sind das etwa CHF 700.- pro Monat. Dabei ist anzumerken, dass je höher die berufliche Stellung, desto höher der Unterschied. Bei Berufen ohne Kaderfunktionen sind es rund 7%, vom mittleren Kader aufwärts etwa 17%.
Das heisst, dass Frauen in der Wertehierarchie der Berufswelt durchschnittlich tiefer stehen als Männer. Sie verdienen weniger Geld als Männer. Das erscheint ungerecht und schreit förmlich nach einer Veränderung, haben Frauen als Menschen doch fast dieselben Attribute wie Männer.
Reiner Sexismus?
So einfach ist es dann aber doch wieder nicht, sonst wäre der Gap längst viel kleiner. In gewissen Berufen ist der Nutzen eines Arbeitenden massgeblich von der Körperkraft abhängig. Männer haben hier einen Vorteil. Sie haben genetisch bedingt im Durchschnitt den stärkeren Körper. Somit ist ein entsprechender Lohnunterschied in solchen Situationen wirtschaftlich nachvollziehbar. Der Mann bringt durch seine Körperkraft mehr Nutzen. Wichtig ist hierbei, dass es sich nur um den Durchschnitt handelt, es gibt (nicht wenige) Frauen, die stärker als Männer sind.
Es ist herauszuheben, dass Bürokräfte und verwandte Berufsleute mit einem Unterschied von 71 Franken pro Monat ungefähr gleich viel verdienen. Somit ist der Gender Pay Gap nicht überall ein Problem.
Im Gesamten steigt die Lohnungleichheit zusammen mit dem Bruttolohn, Alter und der Position innerhalb eines Unternehmens. Bis zu einem Alter von 30 Jahren ist der mediane Lohnunterschied kaum spürbar. Auch mit 40 Jahren noch sind die Unterschiede klein. Der grosse Sprung geschieht erst danach. Im Alter von 40-49 Jahren macht sich die Lohnschere beträchtlich auf.
Eine mögliche Ursache dafür ist, dass ab diesem Alter die bisherige Erfahrung und Expertise als Einflussfaktor auf den Lohn deutlich an Bedeutung gewinnt. Viele Berufstätige haben sich bis dahin auf eine Tätigkeit spezialisiert. Viele Frauen jedoch, bekommen im Alter von 20-40 Jahren Kinder. Je nach Vereinbarung kümmert sich die Frau um das Kind, vielleicht auch neben einer Teilzeitarbeitstätigkeit, oder arbeitet nach der Geburt wieder Vollzeit. In beiden Fällen verliert die Frau karrieretechnisch wertvolle Zeit, und wenn es nur ein paar Wochen sind, in der viele Männer weiterhin berufstätig sein können. Diese Lücke in der Berufstätigkeit einer Frau führt fast unvermeidlich zu einem Lohnunterschied. Entweder muss sich die Frau nach einem Wiedereinstieg wieder nach oben arbeiten, oder sie kann in ihrer Position bleiben, muss sich aber neu behaupten. In den Extremen der oberen Führungsebenen kann dies zu grösseren Lohnunterschieden führen.
Nicht einschätzbare Ungerechtigkeit
Vor allem durch die physischen Unterschiede (die sich auch auf die Psyche auswirken) und die Fähigkeit der Frau, Kinder bekommen zu können und somit unterschiedlich lange im Betrieb zu fehlen, lässt sich ein Teil des Gaps erklären. Trotzdem gibt es in einigen Fällen ungerechtfertigt hohe Unterschiede. Ausserdem ist es richtig, dass Lohnbedingungen immer noch zu einem grossen Teil von Männern geschaffen werden.
Eine allgemeine Statistik ist jedoch ungemein schwierig nachzuvollziehen. Was fehlt ist eine Statistik pro Unternehmen, mit der sich Ungerechtigkeiten viel besser beurteilen lassen als in einer allgemeinen Statistik. Es ist effektiver die einzelnen Firmen anzuschauen, als sich einfach über das Gesamtbild zu beschweren.
Wie sieht die Zukunft aus?
Im Trend ist der Gender Pay Gap in der Schweiz in den letzten Jahren stark gesunken. Wahrscheinlich wird sich dies so fortsetzen. Ganz loswerden kann man den Gender Pay Gap mit dieser Art von Messung (ohne Berücksichtigung gewisser Unterschiede wir Muskelkraft oder Babypausen) wahrscheinlich nicht.
Es ist jedoch wichtig, dass jedes Unternehmen die Verantwortung wahrnimmt, bei der Verteilung der Löhne und Positionen objektiv zu entscheiden. Das Geschlecht darf dabei keine Rolle spielen. Transparenz und nachvollziehbare Statistik heisst die Mission.
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Über den Author
Mauro Baumann ist Lernender bei der St.Galler Kantonalbank und absolvierte im Rahmen des KV4.0-Praxisjahr ein Praktikum bei der Global Green Xchange. Er interessierte sich schon früh für die Welt der Anlagen mit einem Interesse das wohl niemals ausgeschöpft sein wird.