GGX Ratings - ein anderer Ansatz für ESG Ratings
Martin Raab, Vorsitzender des Ratings Committee der GGX, erklärt ESG Ratings sowie ESG Data, die im Sustainable-Finance-Bereich essentiell geworden sind. Im Fokus ist auch der einzigartige Rating-Ansatz der GGX.
Ja, Martin, man kann fast schon sagen, es gibt eine Art Kartell bei den ESG Rating. Da gibt es auch schon einen breiten Fundus. Wir müssen jetzt vielleicht erst mal bei der Basis anfangen. Was ist ein ESG Rating überhaupt?
Absolut. Ein ESG Rating ist im Prinzip nichts anderes als eine Schulnote die im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung ausdrückt, wie gut oder wie schlecht das Unternehmen funktioniert, oder eben auch nicht funktioniert.
Und was bringt mir das als Anlegenden?
Jeder redet davon; Nachhaltig anlegen, ESG Ziele im Petto zu haben, um das Portfolio danach auszurichten. Die wenigsten können es überhaupt. Warum? Weil bei der Beurteilung wie gut oder wie schlecht ein Unternehmen im «E» für Environment oder Umwelt, im «S» für Social oder im G für Governance oder Unternehmensführung sich verhält fast niemand die Messung überhaupt machen kann. Das heisst im Prinzip ist es aktuell ein gewisser Blindflug.
Und das ist ja ein grosser Kritikpunkt, auch bei ESG Kriterien. Wo drückt da so der Schuh bei den Usern?
In der Schule weiss man konkret, welche Fächer im Endeffekt in die Endnote reinfliessen. Beim aktuellen ESG Rating können bis zu 400 Einzelfaktoren in dieses ESG reinspielen. Heisst; Am Ende des Tages ist es relativ unklar, warum ein Unternehmen x, y, oder z bewertet ist. Will auch heissen, die Nachvollziehbarkeit beim Anleger fehlt und der Anlageberater oder der Portfoliomanager kann den Endkunden nur relativ schwer erklären, warum das Unternehmen X, oder Y im nachhaltigen Portfolio dabei ist oder eben nicht.
Also das heisst auch für mich als Anlegenden: Ich habe jetzt drei verschiedene Ratings und der Schwierigkeitsgrad für mich ist einerseits zu verstehen welches Rating misst, wie und was ist darin und wie transparent ist es, oder?
Korrekt, das ist sozusagen des Pudels Kern.
Und was macht jetzt die GGX anders?
Ansatz der GGX ist es erst mal überhaupt das von dir angesprochene Universum anzuschauen und die Kritikpunkte, die eben heissen; Intransparenz im Sinne der Faktoren. Für was krieg ich eine Note? Was wird bewertet, was wird nicht bewertet? Wie wird bewertet? 10 Faktoren, die zusammen 100% ergeben, fallen zu 10% ins Gewicht. Hätte ich 400 Faktoren ist der Einflussfaktor vom einzelnen Element marginal, spielt fast keine Rolle. Plus, am Ende des Tages ist es auch ganz wichtig, nichts in das Rating künstlich als Berechner hineinzuinterpretieren. Das macht die GGX eben nicht, im Unterschied zur Konkurrenz.
Plus die Fülle der sogenannten ESG Rohdaten ist bis zu 20% falsch, einfach falsch, weil die Datenerfassung sehr stark mithilfe von AI – künstlicher Intelligenz – läuft. Da screenen Computer andere Computer, graben Zahlen, die nicht immer stimmen. Und das führte eben dazu, dass wir gesagt haben, wir gehen hier einen anderen Ansatz, wir verlassen uns nicht nur auf Maschinen. Bei uns schauen Menschen zu den Rohdaten, machen Qualitätssicherung und das ganze Berechnungsmodell ist transparent und nachvollziehbar. Plus, last but not least. Das GGX ESG Rating beschränkt sich positiverweise auf 15 Einzelfaktoren, die am Schluss diese Schulnote des ESG Rating ausdrücken.
Jetzt haben wir kurz darüber gesprochen, was die GGX anders macht. Was ist genau der Ansatz? Ich weiss, das Wort Pure Play spielt da eine wichtige Rolle, was heisst das?
Pure Play, alles und nichts als Begriff. Es gibt sogar Pure Play in ähnlicher Variante auch im Nachhaltigkeitsbereich verwendet. Wir interpretieren und definieren Pure Play bei den Ratings als eine Fokussierung auf die Faktoren, die im Endeffekt klar und Branchenübergreifend für eine grosse Masse an Unternehmen verwendet werden können. Wir reduzieren es auf das Minimum, auf die Elemente, wo jedes Unternehmen – egal ob es in der Branchen A oder in der Branche Z tätig ist – rapportiert. Somit gibt es klare Daten, klare Messpunkte, keine Interpretation und am Ende des Tages ein kleines Set von aktuell 15 Faktoren, worauf sich das Rating berechnet.
Wurden diese 15 Faktoren intern ausgewählt?
Intern ausgewählt, aber offengelegt – was kommt in die Schulnote für das Unternehmen rein? Und auf der anderen Seite – mathematische Rechnung – 100%, es gibt nur 15 Datenpunkte, der Datenpunkt hat ein Gewicht, das auch entsprechend im Rating ankommt, messbar ist und verbessert sich jetzt das Unternehmen in einem dieser 15 Datenpunkte merklich, hat das auch einen merklichen Einfluss in das Rating. Nach oben, wie auch nach unten.
Jetzt könnte man auch sagen: «Ja gut, 15 Datenpunkte ist nicht viel». Was würdet ihr da als Gegenpunkt bringen? Ändern sich diese 15 Datenpunkte auch mal, ist es immer konstant?
Um das Rating konstant zu haben, muss es natürlich von Betrachtung Geschäftsjahr 1 zu Geschäftsjahr 2 gleichbleiben, das tut es auch. Die 15 Datenpunkte könnte man vom Modell her erweitern, aktuell ist es nicht geplant, um die Essenz auch nicht zu korrumpieren.
Ganz kurz nachgefragt: Die 15 Datenpunkte. Sind die dann 15 E, 15 S, 15 G, oder was muss ich mir darunter vorstellen?
Nein, die 15 Datenpunkte decken ESG als Ganzes ab. Und das wird dann aufgeteilt auf die verschiedenen Buchstaben. Alle Details auf unsrer Website offengelegt und nachvollziehbar.
Was habt ihr für Erfahrung gemacht mit anderen Ratings und der Transparenz
Rückmeldungen vom Markt und dem akademischen Research haben gezeigt, dass es beim Thema Offenlegung, Transparenz und Nachvollziehbarkeit einfach hackt. Das heisst die Anbieterlandschaft, das Oligopol, hat hier noch gewisse Blackboxes im Angebot, das eben dann auch ein Problem bei der Nachvollziehbarkeit des Ganzen erzeugt.
Nachvollziehbarkeit basiert ja auf Daten. Woher kommen die Daten für das GGX ESG Rating?
Wie ziehen die selber im Sinne von manuell auf den Reports des jeweiligen Unternehmens. Keine Interpretation – Drag, Drop, rein.
Was ist wenn die Daten nicht vollständig sind?
Wir publizieren nur die Ratings, wo wir auch aktuelle Daten haben, alles andere wird nicht publiziert.
Geht ihr aber in einen aktiven Kontakt oder eine Kommunikation mit Unternehmen?
Absolut, wir fragen aktiv nach. Primär per E-Mail, manchmal auch per Telefon.
Ein wichtiger Punkt im Thema Transparenz: Bezahle ich als Unternehmung, dass ihr mir ein GGX Rating gebt?
Nein, wir machen das proaktiv logischerweise, im Unterschied zu einem Credit-Rating, das vom Unternehmen angestrebt wird. Auf das GGX ESG Rating hat das Unternehmen keinen Einfluss und bezahlt auch nicht dafür.
Und wenn ich als Anlegende das Rating nutze, bezahle ich das?
Auf Einzelnutzerbasis problemlos möglich, kostenfrei mit dem GGX Finder auf unserer Website. Grosse Datennutzer gegen eine sehr faire – «affordable» – Bezugsgebühr bei der GGX möglich.
Was sehe ich effektiv auf dem GGX Finder? Welche Ratings kann ich da effektiv finden?
Wir decken momentan das komplette Universum ab, das Richtung Marktkapitalisierung aktuell rund 95-98% entspricht. Primär europäische Aktien und das nordamerikanische Aktienuniversum. Bewertet werden jeweils die einzelnen Unternehmen, keine ETFs oder ähnliches.
Vielen Dank fürs Lesen. Alles zu unseren ESG Ratings und Pure Play finden Sie auf unserer Website.
Über den Author
CMO / Head of Communication & Partnerships der Global Green Xchange AG